Familienkost in Indien
Essen in Indien - ein Einblick in die landestypische Familienkost
Ich freue mich, Euch in diesem Artikel über die indische Küche von meinen persönlichen Erfahrungen mit der Familienkost in Indien berichten zu können. Ich war im Rahmen eines Auslandspraktikums 2006/07 für ein halbes Jahr in Tamil Nadu, Indien und habe dort in einer Gastfamilie auf einem Dorf gewohnt. Indien ist ein riesiges Land mit vielen verschiedenen Religionen und Traditionen – ebenso verschieden sind die Essgewohnheiten in Nord und Süd. Im folgenden Artikel möchte ich Euch von der Familienkost in Südindien berichten ...
In Südindien ist die Mutter für die Ernährung der Familie zuständig. Schon früh morgens steht sie als erstes Familienmitglied auf und kocht Tee oder Kaffee für die einzelnen Familienmitglieder. Tee und Kaffee sind dabei nicht zu vergleichen mit dem Tee und Kaffee den wir kennen…sie sind beide sehr süß und werden mit frischer Milch angerührt. Frisch ist die Milch dabei im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie kommt melkfrisch von der Kuh.
Meine Gastmutter in ihrer Küche (ein offener, aber überdachter Raum draußen vor dem Haus).
Zum Frühstück gibt es dann fast ausschließlich herzhafte Gerichte. Typisch sind herzhafte Pfannkuchen („Dosa“) mit Kokosnusschutney oder Linsen-Reiskuchen („Idli“) mit einer gewürzten Sosse („Sambhar“). Mancherorts gibt es aber auch schon früh Curry mit Schweinefleisch o.ä. und einer Art Weißbrot („Poori“) oder Naan.
In Südindien sitzt die Familie nicht wie bei uns gemeinsam am Tisch. Gegessen wird in der Regel im Schneidersitz auf dem Boden. Sind mehrere Männer im Haus, so essen sie zuerst. Danach essen die Frauen und Kinder und zum Schluss allein die Hausfrau. Ein weiterer großer Unterschied ist, dass in Indien kein Besteck benutzt wird. Gegessen wird mit der rechten Hand. Das klingt leichter als es ist. Um dabei erfolgreich zu sein, bedarf es aber einiger Übung. Die linke Hand hat beim Essen nichts zu suchen, da sie unrein ist – in Indien dient die linke Hand nämlich mit Wasser als Toilettenpapier. In Südindien wird das Essen i.d.R. nicht auf einem Teller serviert, sondern auf einem Bananenblatt. Der Vorteil ist, dass Bananenblätter zur Genüge vorhanden sind (vor dem Haus meiner Gastfamilie standen einige Bananenbäume) und nach dem Essen einfach weggeworfen werden können. Wer fertig ist, faltet das Bananenblatt einfach zusammen. Die Art und Weise wie es zusammengefaltet wird, gibt dabei an ob es geschmeckt hat oder nicht.
Südindisches Thali - Eine typische Mahlzeit mit Reis, verschiedenen vegetarischen und
fleischhaltigen Currys, indischem Brot und Salat serviert auf einem Bananenblatt.
Die Bestandteile eines Thalis variieren von Region zu Region.
Mittags essen die Familienmitglieder meist unterwegs. Die Kinder bekommen Lunchboxen mit in die Schule, in denen sich Reis mit Soße befindet. Reis ist das Hauptnahrungsmittel in Indien. Ich konnte ihn nach einigen Wochen nicht mehr sehen. Es gibt jedoch auch überall „Fastfood-Stände“ am Straßenrand und in den Städten. Südindisches Fastfood sind z.B. frittierte Teigtaschen oder herzhafte Pfannkuchen mit Kartoffelfüllung („Masala Dosa“).
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Abends gibt es dann wieder Reis oder herzhafte Pfannkuchen („Chappati“) mit verschiedenen Currys.
Meine indischen Schulkinder beim Lunch.
Die südindische Küche ist weltberühmt und sehr lecker. Ihr wohnt eine gesunde Schärfe inne, bei der den meisten Deutschen schon ordentlich die Zunge brennt. In Indien sind daran jedoch auch schon die Kleinsten gewöhnt. Babys bekommen die ersten 6 Monate ausschließlich Muttermilch. Es ist für die Mütter ganz normal dass sie ihre Babys stillen, da es keine Alternativen gibt. In den seltensten Fällen kann eine Mutter ihr Baby nicht mit ihrer eigenen Brust ernähren - dann bekommt das Baby Muttermilch einer anderen Frau. Die Babys bekommen im ersten halben Jahr auch keinen Tee o.ä. Das liegt daran, dass die Wasserqualität nicht im Geringsten mit der Wasserqualität bei uns zu vergleichen ist. Nach einem halben Jahr werden die Babys langsam an feste Nahrung gewöhnt. Sie bekommen dann weiche Speisen wie Reispfannkuchen und Bananen. Dann werden sie langsam an die Alltagsküche herangeführt. Auch in Indien gibt es in den größeren Städten fertige Babybreis und andere Beikostprodukte zu kaufen – diese können sich jedoch nur die besser verdienenden Inder leisten.
Zusammenfassend kann ich die indische Küche nur in den höchsten Tönen loben. Sie fehlt mir hier in Deutschland sehr. Auch wenn ich selbst das Kochen einiger Gerichte gelernt habe, so schmecken sie hier doch nur halb so gut. In Indien herrscht eben eine ganz besondere Atmospäre.
Dir hat dieser Bericht gefallten? Dann schau dir gern auch mal die anderen Berichte aus meiner Serie Familienkost around the world an.