Da lachen ja die Hühner: Was wir vom Leben mit Hühnern gelernt haben
Über diese Kolumne habe ich lange gebrütet - denn unsere Hühner geben viel her (und damit meine ich nicht nur Eier). Wie sie bei uns gelandet sind. Wer in der Familie sich welche Aufgabe rauspickt. Wie ein Brutkasten zeitweise unseren Fernseher ersetzt hat. Was ein nächtlicher Fuchsbesuch verändert hat. Und wie viele flauschige Küken eigentlich in ein Kinderzimmer passen. Hier kommt mein Einblick in unser wildes, verrücktes und ziemlich schönes Leben mit Federvieh.

Kolumne von Jenny Böhme
veröffentlicht am 18.04.2025
Es gibt Entscheidungen im Leben, die trifft man wohl überlegt. Und es gibt Entscheidungen, die treffen dich - während du eigentlich etwas ganz anderes wolltest. Einen Hund zum Beispiel. Eigentlich wollten wir uns nur einen Hundewelpen anschauen: Amy. Aber auf dem Hof, auf dem sie lebte, war noch viel mehr los. Genauer gesagt: wilde Hühner. Wir beobachteten sie und da war es um uns geschehen. Neben der Hündin sollten auch Hühner bei uns einziehen.
Weil wir genug Platz im Garten haben, war schnell klar: Wir wollen ihnen nicht nur einen Stall hinstellen, sondern ein richtiges Zuhause bauen. Also bestellten wir ein Kinderspielhaus aus Holz und wandelten es mit Sitzstangen, Treppen und automatischen Klappen am Eingang ab. Ein Paradies für Hühner, liebevoll zusammengezimmert von meinem Mann Terence. Als die ersten Hühner einzogen, war die ganze Familie glückselig.
Hinweis: Hier kommt leider kurz der Fuchs ins Spiel…
Die Türklappen öffnen sich zu einer festen Uhrzeit, gegen 08 Uhr morgens, und nicht nach Licht - das wäre hier bei uns im Osten fatal, weil es oft früh hell wird. Und ganz früh morgens lauert oft noch der Fuchs. Er gehört zur Geschichte über unsere Hühner leider dazu. Genauso wie kullernde Tränen bei den Kindern, wenn er kommt und kein Huhn übrig bleibt. Deshalb bringen wir den Fuchsteil schnell hinter uns: Ich erinnere mich noch genau, wie es das erste Mal passierte. Ich wunderte mich, dass es so still war. Also lief ich durch den Garten und rief die Namen der einzelnen Hühner - vergeblich. Da war nichts. Kein Gackern. Keine Hühner. Nur dieses komische Gefühl im Bauch. Nachdem der Fuchs das erste Mal da war (er kam leider noch ein paarmal wieder), gaben wir unseren neuen Hühnern keine Namen mehr.
Ab hier wieder: viel fröhliches Gegacker von verrückten Hühnern
Auch wenn die Hühner bei uns keine Namen mehr bekommen: Sie sind ein Teil unserer Familie - und sorgen immer wieder auch für Familienzuwachs. Wenn eine Glucke was ausbrütet, merkt man das sofort: Sie sitzt wie angewurzelt auf ihren Eiern und macht ein glucksendes Geräusch. Weil sie dann Ruhe braucht, zieht sie um: in unseren ehemaligen Hundezwinger, der mittlerweile Hühnerstall Nummer zwei ist - und reserviert für solche Fälle. Dort sitzt sie dann 21 Tage auf ihren Eiern. Manchmal wackelt sie dabei mit dem Hintern, dann steht sie auf, dreht die Eier, brütet weiter. Und wir - mein Mann, die Kinder und ich - sitzen dann oft auf Gartenstühlen davor und beobachten das Wunder der Natur. Manchmal stundenlang. Das entspannt mich ehrlich gesagt mehr als jede Meditation. Allerdings klappt das mit dem Ausbrüten nicht immer gleich gut. Oft schlüpfen weniger Küken als Eier gebrütet wurden.
Kük mal wer da schlüpft: flauschige Freunde in Friedas Kinderzimmer
Letztes Jahr zu Ostern haben wir meiner Tochter deshalb einen Brutautomaten und somit auch viel Verantwortung geschenkt. Drei Wochen lang kümmerte sie sich um ihre 10-Eier-WG im Kinderzimmer: Temperatur checken, Wasser nachfüllen, Luftfeuchtigkeit regulieren. In den letzten Tagen vor dem Schlüpfen musste alles besonders genau beobachtet werden, mindestens alle drei Stunden. Mein Mann und ich haben unsere Tochter natürlich dabei unterstützt, vor allem, wenn sie in der Schule war.
Nach 21 Tagen war es endlich so weit: Die Schalen knackten und feine Risse zogen sich über die Oberfläche. Und dann saßen wir stundenlang davor, wie andere vor dem Fernseher. Nach und nach schlüpften die kleinen Küken, zitternd, nass, mit geschlossenen Augen. Sie sahen aus, wie kleine Dinos. Sie blieben dann noch einen Tag im Brutautomaten, um zu trocknen und ihre volle Flauschigkeit zu entfalten. Und dann nahm Frieda sie ganz vorsichtig heraus. Sie sprach mit ihnen, streichelte sie behutsam und wurde kurzerhand Küken-Mama.
In Friedas Zimmer richteten wir ein kleines Aufzuchtgehege ein. Eine Woche blieben sie dort, dann roch es zu sehr nach Zoo im Kinderzimmer. Die Küken kamen in ihre erste eigene Wohnung, den extra eingerichteten Hundezwinger. Denn ein vollbesetzter Hühnerstall ist kein Ort für zarte Küken. Die ausgewachsenen Hühner könnten ihnen gefährlich werden. Nach gut vier Monaten waren die kleinen Flauschknäule dann kräftig genug, um zu den anderen Hühnern überzusiedeln.
Der Hahn im Korb - oder besser gesagt: Stall - hat alle Flügel voll zu tun
So eine Zusammenführung ist ein riesiges Trara - und manchmal sieht es auch richtig brutal aus. Aber die Hühner müssen erstmal eine neue Hackordnung herstellen. Das regeln sie unter sich und das Ganze dauert meist zwei bis drei Wochen. In der Zeit wird viel gegackert, wenig gelegt, und der Hahn hat alle Flügel voll zu tun.
Der wahre Herr des Hühnerstalls ist bei uns aber nicht der, der kräht - sondern der, der füttert, sauber macht, regelmäßig das Stroh wechselt und sich liebevoll kümmert: mein Mann Terence. Ich sorge eher dafür, dass unsere Küchenabfälle in einem Eimer für die Hühner landen. Sie sind zwar Allesfresser, bekommen von uns aber nur das Beste der Reste: Das, was in den lecker gefüllten Brotdosen der Kinder zurück bleibt. Gemüsereste vom Rohkostteller. Salatblätter, die ich bei der Zubereitung wegschneide. Möhrenschalen, die anfallen, wenn ich Möhren-Rezepte mache und natürlich auch das Möhrengrün. Außerdem servieren wir ihnen viele köstliche Körner und ab und zu auch getrocknete Würmer - für die Hühner eine Delikatesse.
Keine Eier, kurze Beschwerde-Kolumne und schon legten sie wieder los
Dafür bekommen wir im Gegenzug von ihnen viele bunte Eier: türkis, hellgrün, schokobraun, grau-blau - und schöner als gefärbt. Jeden Tag liegen acht oder neun Eier im Nest. Wenn die Hühner wollen. Manchmal wollen sie auch nicht. Und dann - das ist kein Witz - schreibe ich eine Kolumne darüber und kurz darauf haben wir wieder Eier. Ich will ja nicht sagen, dass sie hier mitgelesen haben, Mitleid hatten und wieder loslegten. Aber ganz ausschließen kann ich’s auch nicht.
Wenn ich unser Leben mit Hühnern kurz und knackig beschreiben müsste, würde ich mir diese Worte dafür rauspicken: achtsam, chaotisch, naturverbunden. Und auch ein bisschen philosophisch. Denn die Hühner lehren uns und den Kindern, was zum Leben dazugehört: das Brüten und Schlüpfen, das Aufwachsen, viel fröhliches Gegacker, ab und zu Stille und auch das Loslassen und Verabschieden. Hühner legen nicht nur Eier, sie legen auch offen, was zum Leben dazu gehört.


veröffentlicht am 18.04.2025
Es gibt Entscheidungen im Leben, die trifft man wohl überlegt. Und es gibt Entscheidungen, die treffen dich - während du eigentlich etwas ganz anderes wolltest. Einen Hund zum Beispiel. Eigentlich wollten wir uns nur einen Hundewelpen anschauen: Amy. Aber auf dem Hof, auf dem sie lebte, war noch viel mehr los. Genauer gesagt: wilde Hühner. Wir beobachteten sie und da war es um uns geschehen. Neben der Hündin sollten auch Hühner bei uns einziehen.
Weil wir genug Platz im Garten haben, war schnell klar: Wir wollen ihnen nicht nur einen Stall hinstellen, sondern ein richtiges Zuhause bauen. Also bestellten wir ein Kinderspielhaus aus Holz und wandelten es mit Sitzstangen, Treppen und automatischen Klappen am Eingang ab. Ein Paradies für Hühner, liebevoll zusammengezimmert von meinem Mann Terence. Als die ersten Hühner einzogen, war die ganze Familie glückselig.

Hinweis: Hier kommt leider kurz der Fuchs ins Spiel…
Die Türklappen öffnen sich zu einer festen Uhrzeit, gegen 08 Uhr morgens, und nicht nach Licht - das wäre hier bei uns im Osten fatal, weil es oft früh hell wird. Und ganz früh morgens lauert oft noch der Fuchs. Er gehört zur Geschichte über unsere Hühner leider dazu. Genauso wie kullernde Tränen bei den Kindern, wenn er kommt und kein Huhn übrig bleibt. Deshalb bringen wir den Fuchsteil schnell hinter uns: Ich erinnere mich noch genau, wie es das erste Mal passierte. Ich wunderte mich, dass es so still war. Also lief ich durch den Garten und rief die Namen der einzelnen Hühner - vergeblich. Da war nichts. Kein Gackern. Keine Hühner. Nur dieses komische Gefühl im Bauch. Nachdem der Fuchs das erste Mal da war (er kam leider noch ein paarmal wieder), gaben wir unseren neuen Hühnern keine Namen mehr.
Ab hier wieder: viel fröhliches Gegacker von verrückten Hühnern
Auch wenn die Hühner bei uns keine Namen mehr bekommen: Sie sind ein Teil unserer Familie - und sorgen immer wieder auch für Familienzuwachs. Wenn eine Glucke was ausbrütet, merkt man das sofort: Sie sitzt wie angewurzelt auf ihren Eiern und macht ein glucksendes Geräusch. Weil sie dann Ruhe braucht, zieht sie um: in unseren ehemaligen Hundezwinger, der mittlerweile Hühnerstall Nummer zwei ist - und reserviert für solche Fälle. Dort sitzt sie dann 21 Tage auf ihren Eiern. Manchmal wackelt sie dabei mit dem Hintern, dann steht sie auf, dreht die Eier, brütet weiter. Und wir - mein Mann, die Kinder und ich - sitzen dann oft auf Gartenstühlen davor und beobachten das Wunder der Natur. Manchmal stundenlang. Das entspannt mich ehrlich gesagt mehr als jede Meditation. Allerdings klappt das mit dem Ausbrüten nicht immer gleich gut. Oft schlüpfen weniger Küken als Eier gebrütet wurden.

Kük mal wer da schlüpft: flauschige Freunde in Friedas Kinderzimmer
Letztes Jahr zu Ostern haben wir meiner Tochter deshalb einen Brutautomaten und somit auch viel Verantwortung geschenkt. Drei Wochen lang kümmerte sie sich um ihre 10-Eier-WG im Kinderzimmer: Temperatur checken, Wasser nachfüllen, Luftfeuchtigkeit regulieren. In den letzten Tagen vor dem Schlüpfen musste alles besonders genau beobachtet werden, mindestens alle drei Stunden. Mein Mann und ich haben unsere Tochter natürlich dabei unterstützt, vor allem, wenn sie in der Schule war.
Nach 21 Tagen war es endlich so weit: Die Schalen knackten und feine Risse zogen sich über die Oberfläche. Und dann saßen wir stundenlang davor, wie andere vor dem Fernseher. Nach und nach schlüpften die kleinen Küken, zitternd, nass, mit geschlossenen Augen. Sie sahen aus, wie kleine Dinos. Sie blieben dann noch einen Tag im Brutautomaten, um zu trocknen und ihre volle Flauschigkeit zu entfalten. Und dann nahm Frieda sie ganz vorsichtig heraus. Sie sprach mit ihnen, streichelte sie behutsam und wurde kurzerhand Küken-Mama.
In Friedas Zimmer richteten wir ein kleines Aufzuchtgehege ein. Eine Woche blieben sie dort, dann roch es zu sehr nach Zoo im Kinderzimmer. Die Küken kamen in ihre erste eigene Wohnung, den extra eingerichteten Hundezwinger. Denn ein vollbesetzter Hühnerstall ist kein Ort für zarte Küken. Die ausgewachsenen Hühner könnten ihnen gefährlich werden. Nach gut vier Monaten waren die kleinen Flauschknäule dann kräftig genug, um zu den anderen Hühnern überzusiedeln.
Der Hahn im Korb - oder besser gesagt: Stall - hat alle Flügel voll zu tun
So eine Zusammenführung ist ein riesiges Trara - und manchmal sieht es auch richtig brutal aus. Aber die Hühner müssen erstmal eine neue Hackordnung herstellen. Das regeln sie unter sich und das Ganze dauert meist zwei bis drei Wochen. In der Zeit wird viel gegackert, wenig gelegt, und der Hahn hat alle Flügel voll zu tun.
Der wahre Herr des Hühnerstalls ist bei uns aber nicht der, der kräht - sondern der, der füttert, sauber macht, regelmäßig das Stroh wechselt und sich liebevoll kümmert: mein Mann Terence. Ich sorge eher dafür, dass unsere Küchenabfälle in einem Eimer für die Hühner landen. Sie sind zwar Allesfresser, bekommen von uns aber nur das Beste der Reste: Das, was in den lecker gefüllten Brotdosen der Kinder zurück bleibt. Gemüsereste vom Rohkostteller. Salatblätter, die ich bei der Zubereitung wegschneide. Möhrenschalen, die anfallen, wenn ich Möhren-Rezepte mache und natürlich auch das Möhrengrün. Außerdem servieren wir ihnen viele köstliche Körner und ab und zu auch getrocknete Würmer - für die Hühner eine Delikatesse.

Keine Eier, kurze Beschwerde-Kolumne und schon legten sie wieder los
Dafür bekommen wir im Gegenzug von ihnen viele bunte Eier: türkis, hellgrün, schokobraun, grau-blau - und schöner als gefärbt. Jeden Tag liegen acht oder neun Eier im Nest. Wenn die Hühner wollen. Manchmal wollen sie auch nicht. Und dann - das ist kein Witz - schreibe ich eine Kolumne darüber und kurz darauf haben wir wieder Eier. Ich will ja nicht sagen, dass sie hier mitgelesen haben, Mitleid hatten und wieder loslegten. Aber ganz ausschließen kann ich’s auch nicht.

Wenn ich unser Leben mit Hühnern kurz und knackig beschreiben müsste, würde ich mir diese Worte dafür rauspicken: achtsam, chaotisch, naturverbunden. Und auch ein bisschen philosophisch. Denn die Hühner lehren uns und den Kindern, was zum Leben dazugehört: das Brüten und Schlüpfen, das Aufwachsen, viel fröhliches Gegacker, ab und zu Stille und auch das Loslassen und Verabschieden. Hühner legen nicht nur Eier, sie legen auch offen, was zum Leben dazu gehört.
Fragerunde:
Bist du auch dem Hühnerglück verfallen - oder überlegst noch, ob du es wagen willst? Oder hast du eine Hühnergeschichte auf der Stange, die du mit mir teilen möchtest? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Bist du auch dem Hühnerglück verfallen - oder überlegst noch, ob du es wagen willst? Oder hast du eine Hühnergeschichte auf der Stange, die du mit mir teilen möchtest? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Leserkommentare
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Kommentare
gabriele (18.04.2025)
Du beschreibst das Hühnerleben mit euch zusammen mit so viel Sensibilität. Euer Hühnerhaus ist der Hammer. Unser Sohn hält auch Hühner und seine ersten hatten alle Namen und waren vor den Augen der Kinder geschlüpft und daher so handzahm und zutraulich. So ein Huhn einfach auf den Arm nehmen zu können ist schon ein Erlebnis. Sie sind so lustig und so klug. Ich verstehe, dass ihr ganz viel Spaß daran habt. Weiterhin viel Glück und Freude damit.
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Du beschreibst das Hühnerleben mit euch zusammen mit so viel Sensibilität. Euer Hühnerhaus ist der Hammer. Unser Sohn hält auch Hühner und seine ersten hatten alle Namen und waren vor den Augen der Kinder geschlüpft und daher so handzahm und zutraulich. So ein Huhn einfach auf den Arm nehmen zu können ist schon ein Erlebnis. Sie sind so lustig und so klug. Ich verstehe, dass ihr ganz viel Spaß daran habt. Weiterhin viel Glück und Freude damit.

Jenny (18.04.2025)
Vielen lieben Dank. Ich freue mich, dass unsere Hühnerliebe so spürbar in der Kolumne wird ❤️ Deinem Sohn wünsche ich auch weiterhin viel Glück und Freunde mit seinen Hühnchen 😊
Vielen lieben Dank. Ich freue mich, dass unsere Hühnerliebe so spürbar in der Kolumne wird ❤️ Deinem Sohn wünsche ich auch weiterhin viel Glück und Freunde mit seinen Hühnchen 😊
Steffi (18.04.2025)
Ich bin mit Hühner aufgewachsen. Kurz nachdem mein Mann und ich ins Eigenheim gezogen sind, haben wir uns auch Hühner zugelegt. Es ist sehr interessant, den Hühner zuzuschauen. Die Vielfalt der verschiedenen Rassen und der farbigen Eier. VG Steffi
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Ich bin mit Hühner aufgewachsen. Kurz nachdem mein Mann und ich ins Eigenheim gezogen sind, haben wir uns auch Hühner zugelegt. Es ist sehr interessant, den Hühner zuzuschauen. Die Vielfalt der verschiedenen Rassen und der farbigen Eier. VG Steffi
