Der Mayo-Äquator: Da haben wir den Kartoffelsalat

Kartoffelsalat bringt an Weihnachten alle an einen Tisch - und manchmal auch die gute Festtagsstimmung ins Wanken. Je nachdem, ob man ihn mit Mayo oder mit Brühe, Essig und Öl zubereitet. Denn der Mayo-Äquator verläuft quer durch Deutschland - und durch so manche Großfamilie.

Kartoffelsalat Äquator
Kolumne von

veröffentlicht am 13.12.2024

Lass dir die Kolumne von mir vorlesen:



In meiner Familie gehört Kartoffelsalat zu Weihnachten wie der geschmückte Baum. Das geht vielen so: In 36 Prozent der deutschen Haushalte steht an Heiligabend Kartoffelsalat mit Würstchen auf dem Tisch, wie eine Umfrage von Statista zeigt. Kein Wunder, es gibt so viele Kartoffelsalat Rezepte, da müsste man doch meinen, es sei grenzenloser Geschmack möglich. Denkste! Der sogenannte Mayo-Äquator, über den ich mal im Kochmagazin „Lecker” gelesen habe, teilt Deutschland kulinarisch in zwei Hälften. Im Norden: mit Mayo, cremig, gehaltvoll. Im Süden: mit Brühe, Essig und Öl, leichter und sommerlich frisch - auch im Winter.

Ein Gericht, zwei Seiten: Und auf welcher stehe ich?

Schon als Kind mochte ich den Kartoffelsalat mit Mayo sehr. Natürlich nur echt mit Gürkchen, Apfelstückchen, Senf und Gurkenwasser. Auch die sächsische Variante mit untergemischtem Fleischsalat landete bei uns häufig auf dem Tisch. Von meinen drei Kindern konnte ich bisher nur 1,5 für Kartoffelsalat begeistern. Einer mag ihn gar nicht, eine hat nur ab und zu Lust darauf - bleibt mehr für meinen Mann Terence und mich.

Mittlerweile genieße ich auch ab und zu die südliche Version. Wenn ich meinen Bruder im Schwarzwald besuche, hole ich mir bei einem Hofladen um die Ecke immer einen selbstgemachten Kartoffelsalat mit Essig und Öl. Und ganz ehrlich: Der hat was! Außerdem hält der sich besser als die Mayo-Variante, vor allem bei einem sommerlichen Grillabend oder im warmen Wohnzimmer an Weihnachten.

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Schwäbischer Kartoffelsalat wird mit Brühe, aber ohne Mayo gemacht. So wird er schön schlotzig. Hol dir das Originalrezept:
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Wer hat’s erfunden? Spoiler: Die Deutschen waren’s nicht

40 Prozent sind im Team Mayo, 22 Prozent im Team Essig und Öl. Das zeigt eine Umfrage von YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. 8 Prozent mögen gar keinen Kartoffelsalat. (Gehörst du zu den 8 Prozent, lohnt es sich für dich eher nicht, weiterzulesen - es geht hier wirklich nur um Kartoffelsalat.)

Doch welcher Kartoffelsalat war eigentlich zuerst da? Die Kulturhistorikerin Petra Foede hat als Antwort darauf das älteste Kartoffelsalat-Rezept gefunden: aus dem Jahr 1597, mit Essig, Öl und Salz zubereitet, von einem Briten veröffentlicht. Das heißt auch: Kartoffelsalat ist gar keine deutsche Erfindung, obwohl das viele denken. Amerikaner zum Beispiel, die Kartoffelsalat deshalb auch German Potato Salad nennen. Vielleicht waren die Deutschen einfach besser in der Vermarktung des Kartoffelsalats? Man weiß es nicht. Übrigens: Die Mayo-Version ist fast noch ein Newcomer, sie tauchte erstmals 1912 in einem Kochbuch auf.

Eine Schüssel Kartoffelsalat voller Erinnerungen

Auch wenn ich den Kartoffelsalat mit Essig und Öl mindestens genauso gerne mag, wird es an Weihnachten trotzdem alle Jahre wieder den mit Mayo geben. Warum? Aus Tradition! Denn so ein Weihnachtsessen besteht größtenteils aus Tradition.

Prof. Dr. Tina Bartelmeß von der Uni Bayreuth kann das bestätigen. Sie hat das Essverhalten an Weihnachten untersucht. Ihr Ergebnis: Es gehe den Menschen nicht um das, was auf den Tisch kommt, sondern um das Zusammensein, das Miteinander reden - und um die Tradition. Ihre Forschung zeigt: Traditionelle Weihnachtsgerichte erinnern uns an vergangene Zeiten.

Stimmt! Meine Oma hat früher immer ihren Schlesischen Kartoffelsalat mit Hering für uns gemacht. Seit zwei Jahren müssen wir leider ohne sie Weihnachten feiern, aber jedes Jahr bereite ich noch eine kleine Schüssel Kartoffelsalat mit Hering zu und stelle sie mit auf den Tisch - als liebevolle Erinnerung an sie.

Fragerunde:
Wie genießt du deinen Kartoffelsalat? Mit Mayo oder Essig-Öl? Welche Zutat darf auf keinen Fall fehlen? Und welche Erinnerung verbindest du mit dem klassischen Weihnachtsessen? Ich freue mich auf deine Geschichte in den Kommentaren.

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Leserkommentare

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Kommentare

Ulrike (15.12.2024)
Hallo Jenny, wir lieben Kartoffelsalat in allen Varianten, allerdings nicht Heiligabend. Zum Mittag gibt es da bei uns immer Kartoffelsuppe mit Bockwurst und am Abend etwas Festliches, z.b. Forelle.

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Maria (15.12.2024)
Hallo Jenny wenn Kartoffelsalat dann mit Brühe mein mann kommt vom Schwabenländle leben aber in Südtirol schönes Weihnachtsfest euch allen maria

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Annemarie (14.12.2024)
Ich gehöre zu beiden Gruppen. Im Sommer mögen wir gerne den erfrischenden Kartoffelsalat mit Frühlingszwiebeln, Radieschen, Essig, Öl und einer Prise Zucker. An Heiligabend gibt's traditionell den mit selbstgemachter Majo die ich mit einem Becher Joghurt etwas entschärfe. Gewürzgurken, Zwiebeln und etwas Gurkenbrühe. Mehr braucht es nicht. Es gibt ja schließlich noch etwas dazu. Dieses Jahr mache ich Salzbraten dazu. Macht nicht so viel Arbeit und schmeckt immer. Am nächsten Tag gibt es Würstchen dazu, vorausgesetzt es bleibt was übrig. LG Annemarie

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Juliette (14.12.2024)
Hallo Jenny, unsere Familie ist mit Kartoffelsalat mit Essig Ol und Gurkenwasser und Speck groß geworden und das gibt es bei uns klassisch zu Weihnachten mit Wurst.

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PETRA (14.12.2024)
Ich gehöre ebenfalls zu der Player-Manschaft, Mayonnaise. Ich kenne die Variante von Beate durch meine Oma und meiner Mom. Es bleibt einfach eine für mich wundervolle Erinnerung an Weihnachten zusammen zu sein um zu plaudern oder nur die Zeit der Gemütlichkeit zu genießen, auch wenn eine schon nicht mehr dabei ist, so habe ich doch immer eine schöne Erinnerung daran. Wie sagt man so schön..eine von vielen. LG Petra

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Sigi (14.12.2024)
Ich mache den Kartoffelsalat mit Salatgurke.

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Jenny (14.12.2024)
Das klingt auch wunderbar erfrischend.
Silke (14.12.2024)
Meine Familie ist Team Kartoffelsalat mit Mayo. Dagegen mag ich es auchmal ohne Mayo.

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Britt (14.12.2024)
Kartoffelsalat lieben wir mit Mayo, Ei, Spreewaldgurke, Fleischsalat etc. Aber unser traditionelles Heiligabendessen ist (und bleibt) die Görlitzer Weihnachtsbratwurst mit Zitrone, ungebrüht in Butter gebraten, dazu Kartoffelbrei und Sauerkraut.....hmm, dann ist es Weihnachten;-)

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Jenny (14.12.2024)
Oh, das ist auch ein ganz feines Essen, das es traditionell am Heiligabend in der Familie meines Mannes gibt.
Beate (14.12.2024)
Bei uns gibt es den Kartoffelsalat mit selbst gemachter Majo, Gürkchen, Eierwürfeln, Zwiebelwürfelchen und Gurkenbrühe. Wenn mal keine frischen Eier zur Hand sind, ersetze ich die Majo durch einen Becher Sahne (ungeschlagen). Die gekaufte Majo ist nicht so meins.

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Katrin (14.12.2024)
Die Anekdote mit Großmutters kleiner Extraschüssel, das ist Weihnachten. Danke für das Teilen der Geschichte.

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Jenny (14.12.2024)
❤️
Simone (14.12.2024)
Ich bin mit Mayo im Kartoffelsalat groß geworden. Ich benutze heute keine Mayo mehr. Dafür Saure Sahne oder Joghurt, Essig und Öl. Es gibt so viele verschiedene Varianten, das ich mich nie festlegen möchte. Ist immer Situationsabhängig.

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