Träum süß: Was der Milchreis im Bett zu suchen hat

Kein neuer TikTok-Trend, sondern eine alte Tradition: Milchreis im Bett. Und nein, damit ist nicht gemeint die Süßspeise im Bett zu essen.

Milchreis im Bett
Kolumne von

Lass dir die Kolumne von mir vorlesen:



Neulich bei einer Präsentation. 16 Leute sitzen um einen Tisch, die Hälfte davon Foodblogger. Auf einer Folie geht es um Milchreis, darauf ist zu lesen: Milchreis im Bett. Fragende Gesichter. Ist das ein neuer Food-Trend? Wird Milchreis jetzt bevorzugt im Schlafzimmer gegessen? Gibt es eine Studie, die behauptet, dass Milchreis im Bett besser schmeckt? Oder handelt es sich um eine neue Milchreis-Sorte, die für besseren Schlaf sorgt?

Was macht der Milchreis im Bett? Schlafen?

Ich muss sofort an meine Oma denken, denn von ihr kenne ich Milchreis im Bett - eine alte Kochtechnik. Sie hat damals den Milchreis kurz auf dem Herd aufgekocht, dann den Topf samt Deckel in ein Geschirrtuch gewickelt und die Süßspeise ins Bett gebracht. Als Kind habe ich mich gefragt, was der Milchreis dort unter der dicken Federbettdecke macht: Ist er müde? Muss er schlafen? Meine Oma erklärte mir, dass der Milchreis ganz viel Wärme und Geduld braucht und in der Betthöhle für zwei Stunden weitergart. Meine Oma tat das vor allem, um Strom zu sparen - und damit sie nicht eine halbe Stunde am Herd stehen musste, um den Milchreis ständig umzurühren.

Für Milchreis im Bett braucht man vor allem: Geduld

Als kleines Mädchen war das Warten für mich der schwierigste Teil, schließlich wollte ich das cremige Dessert unbedingt probieren. Und zwar sofort! Ich löcherte meine Oma mit Fragen zum Milchreis: Wie lange braucht der noch? Hat er es warm genug? Soll ich ihm noch eine Decke holen? Braucht er ein Kuscheltier? Können wir mal den Deckel hochheben und reinschauen? Sie lenkte mich ab: mit einem heißen Kakao und schönen Geschichten, die sie mir vorlas. Rückblickend war diese Kochtechnik also auch eine gute Übung in Sachen Geduld.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war es dann endlich so weit: Ich durfte den Milchreis aufwecken. Und im Topf befand sich ein wunderbar cremiger, herrlich duftender Milchreis. Bei meiner Oma gab es dann noch braune Butter und reichlich Zimt und Zucker obendrauf. Schließlich hatten wir damals nicht so viele Süßigkeiten zum Naschen, dafür waren die Desserts knallsüß. Heute serviere ich meinen Kindern den Milchreis mit Kirschen oder mit in Butter angebratenen Äpfeln und Zimt für eine zuckerfreie Version.

Warum Milchreis im Bett ein schönes Familien-Ritual ist

Aber ich muss gestehen: Ich bereite meinen Milchreis im Thermomix zu, der übernimmt das Rühren automatisch und ich kann in der Zeit etwas anderes machen. Die Kochtechnik meiner Oma hatte ich ehrlich gesagt ganz vergessen. Bis zu dieser Präsentation, wo Milchreis im Bett auf einer Folie stand und ich den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erklärte, was es damit auf sich hat.

Dabei ist Milchreis im Bett kochen ein schönes Ritual für die ganze Familie, bei dem man mit den Kindern ins Gespräch kommen kann. Denn sie werden jede Menge Fragen stellen: Warum hat Oma das so gemacht? Wieso musste man früher Strom sparen? Was passiert im Topf, wenn der Milchreis sich im Bett eingekuschelt hat? Außerdem kann man sich die Wartezeit versüßen, indem man gemeinsam mit den Kleinen überlegt, was auf den Milchreis draufkommt. Oder Spiele spielt. Oder mit Kört kuschelt.

Ich weiß auf jeden Fall, was ich am kommenden Wochenende mit meinen Kindern machen werde.

Milchreis im Bett Familienkost

Blitzrezept zum Milchreis im Bett:

Koche 1 Liter Milch mit einer Prise Salz auf. Gib 250 Gramm Milchreis hinzu. Koche alles kurz auf. Lass den Milchreis 5 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln, rühre dabei regelmäßig um. Nimm dann den Topf vom Herd. Wickle ihn in ein Geschirrtuch. Bring den Topf ins Bett, deck ihn gut zu und lass ihn mindestens zwei Stunden quellen.

Fragerunde:
Kennst du diese Kochtechnik auch von deiner Oma? Hast du selbst schon mal Milchreis im Bett gekocht? Lass gern ein Kommentar da.

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Leserkommentare

Dein Kommentar:

Kommentare

Elke (30.11.2024)
Hallo Jenny, meine Mutti (übrigens eine geborene Böhme), stellte den Milchreis auch ins Bett und erklärte mir: "Der muss jetzt quellen." Was bei mir damals zu der gern zitierten Frage führte: "Warum muss sich der Milchreis denn quälen?" Liebe Grüße und vielen Dank für Deine tolle Website. Sie ist die erste Adresse, wenn ich nach Koch-Inspirationen für meine Enkel suche.

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Jenny (01.12.2024)
Haha, das ist ja eine schöne Geschichte 😅 Liebe Grüße, Jenny
Friederike (30.11.2024)
Jaaa, kenne ich auch noch. Omis "Kochkiste" 😍

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Britt (30.11.2024)
Hallo liebe Jenny, ich komme aus Görlitz und kenne es genauso aus meiner Kindheit. Und jetzt koche ich den Milchreis für meine Familie am Morgen und dann "wartet" er im Bett bis wir alle am Mittagstisch sitzen. Danke für deine tollen Rezepte und Ideen! LG

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Jenny (01.12.2024)
Danke für dein liebes Kommentar und allerliebste Grüße nach Görlitz ❤️
Kristin (30.11.2024)
Liebe Jenny, leider mochte ich noch nie wirklich Milchreis. Ich bin der Grießbrei-Typ. Aber trotzdem kenne ich diese Variante des Milchreis kochen auch von früher. Wie schön mit dir in Erinnerungen an die eigene Kindheit und die Zeit mit den Großeltern zurück zu denken. Von daher ist völlig egal ob man Milchreis mag oder nicht. ;) Ob das ohne Federbett heute wirklich noch so gut funktioniert? Liebe Grüße Kristin

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Jenny (30.11.2024)
Liebe Kristin, wir haben noch ein Federbett. Das darf im Winter nie fehlen ;-)
Juliette (30.11.2024)
Hallo Jenny eine sehr schöne Geschichte, den Milchreis kenne ich auf diese Weise nicht, wir zur Kindheit haben ihn sehr gerne (als Großfamilie) gegessen war für uns manchmal ein sehr leckeres Mittagessen. Heute bereite ich es meinen Kindern zu.

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Dagmar (30.11.2024)
Liebe Jenny, das kenne ich auch so. Als meine Kinder noch klein waren, habe ich es auch so gemacht. In der Früh Milch aufgekocht, Reis hinein …. und dann ab ins Bett. Dann bin ich zur Arbeit die Kinder in die Schule bzw. Kita, dann konnten wir Mittags gemeinsam Mittagessen 🍚😊

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Heidi (30.11.2024)
Ich kenne das Ritual mit normalem Reis von meiner alten Chefin. Ich hatte bei ihr in der Arztpraxis gearbeitet und immer mit ihr zusammen Mittag gegessen. Den Reis haben wir vor der Sprechstunde kurz angekocht und dann ins Bett gepackt. Nach der Sprechstunde war der Reis fertig und konnte mit dem im Backofen gegarten Gemüse oder anderem kurz zubereiteten gegessen werden. Lange ist es her.....

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Brigitta (30.11.2024)
Diese alte Technik kenne ich nicht, für mich klingt es interessant also werde ich es ausprobieren. Reis soll ja nachquellen! Und gscheit ist es auch etwas Strom zu sparen. Danke für die guten Ideen liebe Jenny !

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Jenny (30.11.2024)
Danke für dein liebes Kommentar und viel Spaß beim Ausprobieren.
Daniela (30.11.2024)
Lustig. Mein erster Gedanke war, kommt mir irgendwie bekannt vor und dann, das war bestimmt um das Bett vor zu wärmen. Aber klar, hauptsächlich ging es um Strom sparen, finde ich durchaus auch heute wieder sinnvoll. Schöne Geschichte, gerne mehr davon;) Habe mir auch direkt die zuckerfreie Variante rausgepickt:)

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Jenny (30.11.2024)
Vielen Dank für dein liebes Feedback, Daniela. Ich freue mich, dass dir meine Kolumne gefällt. Es gibt jetzt jeden Freitag eine neue Ausgabe, die du immer direkt auf der Familienkost Startseite finden kannst. Liebe Grüße, Jenny
Gabriele Bartke (30.11.2024)
Hallihallo, meine Mutter hat den Milchreis für meine vier Schwestern auch ins Bett gepackt. Mein Vater und ich mochten keinen Milchreis. Ich habe schon als Kind nicht gerne etwas Süßes gegessen. Das Ritual mit dem Reis habe ich trotzdem genossen.

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Claudia (30.11.2024)
Eine sehr schöne Geschichte,liebe Jenny. Ich bin leider kein Milchreis-Fan, kann mich aber sehr gut erinnern, dass meine Tante gegarte Kartoffeln und Gemüsebeilagen im Bett kurz warm gehalten hat, bis das Hauptgericht fertig war. So war nichts verkocht und es kam alles schon heiß auf den Teller, während im Backofen der Kuchen 🎂 bereits gebacken wurde.

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Melli (30.11.2024)
Ich kenne es nur aus Erzählungen meiner Mutter, werde es aber beim nächsten Mal auch selbst mal ausprobieren 🙂 Bin gespannt, was meine Tochter dazu sagt 🫢

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Jenny (30.11.2024)
Es ist auf jeden Fall spannend, am Ende lecker und bietet viele Gesprächsanlässe. Habt viel Spaß dabei 😊
Margit (29.11.2024)
Ich koche morgens den Milchreis etwas an und lass ihn dann das Bett bis zum Mittag hüten. Wenn die Familie dann zur Mittagszeit zu Hause eintrudelt kommt der heiße Milchreis auf den Tisch. So schnell kocht sich sonst kein Mittagessen 😊

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Verena (29.11.2024)
Meine Mama hat das auch immer so gemacht und ich habe mich früher immer gefragt was das soll. Ich habe mich als Kind gerne ins Bett gelegt wenn der Milchreis fertig war weil es da dann so schön warm war.

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Jenny (29.11.2024)
Oh stimmt, das ist auch noch ein richtig toller Nebeneffekt 😊
Angelika Adolph (29.11.2024)
Kenn ich auch von den Omas und sogar noch von meiner Mutter.

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Susi (29.11.2024)
Meine Oma hat ihn auch genau so zubereitet. ❤️

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Agnieszka (29.11.2024)
Hallo, ich bin 52, komme aus Polen. Seit immer koche ich Reis im Bett und zwar nicht nur Milchreis aber auch Basmatireis, Naturreis und alle anderen Sorte. Kann gar nicht anders. Mir ist aufgefallen das viele "neue" Kochtrends ganz alte Ursprung haben und für unsere Omas Alltag waren.

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Jenny (29.11.2024)
Liebe Agnieszka, da sprichst du wahre Worte. Vieles was heutzutage als Trend neu gefeiert wird, ist eigentlich altes Wissen. Ich liebe diese Themen sehr und habe es mir daher auf meinem Blog auch u.a. zur Aufgabe gemacht, Omas Rezepte und die alte Hausmannskost zu verewigen. Sei ganz lieb gegrüßt, deine Jenny