Hilfe, mein Kind ist ein Picky Eater. Was kann ich tun?

Eine Frage wird mir als Ernährungsberaterin für Familien sehr häufig gestellt: Mein Kind will immer nur Nudeln pur essen. Wie gehe ich mit einem Picky Eater um?
Die Nachrichten und Mails klingen dann oft so:
- „Wenn es nach meiner Tochter geht, würde es nur Nudeln mit Frischkäse geben. Wie kann ich ihr was anderes schmackhaft machen?”
- „Ich gebe mir viel Mühe beim Kochen. Mein Sohn lehnt aber alles Neue ab. Hast du eine Idee, was helfen könnte?”
- „Meine Kinder (3 und 5 Jahre) sind extrem mäklig beim Essen. Wie gehe ich damit um?”
- „Bei fast allen Gerichten sagt meine 4-jährige Tochter „bähhh”. Nur Pfannkuchen, Kartoffeln und Nudeln werden gegessen. Was kann ich tun?”
- „Meine Tochter rührt gekochtes Gemüse nicht an. Wie kann ich sie trotzdem mit Vitaminen und Nährstoffen versorgen?”
Was ist ein Picky Eater?
Picky Eater bedeutet so viel wie wählerischer oder mäkeliger Esser - ein Phänomen, das besonders bei Kindergartenkindern weit verbreitet ist und sogar bis ins Grundschulalter (ca. 10 Jahre) anhalten kann.Typisches Verhalten für einen Picky Eater:
- Das Kind isst am liebsten immer das Gleiche wie Nudeln ohne alles.
- Neue Gerichte werden oft abgelehnt und mit „ih” oder „bäh” kommentiert.
- Gemüse wird oft nur roh gegessen - wenn überhaupt.
Viele Picky Eater haben eine „sichere Nahrungspalette” aus rund 30 Lebensmitteln, die sie akzeptieren. Das ist oft eine bunte Mischung aus Pfannkuchen, trockenen Nudeln, Mais, Gurke als Rohkost, Käsebrote oder Chicken Nuggets. Klingt eintönig, reicht aber meist für eine ausreichende Nährstoffversorgung.
Mein Kind ist ein Picky Eater. Muss ich zum Arzt gehen?
Wenn du dir Sorgen machst, ob dein Kind ausreichend isst oder das Essverhalten krankhaft wird, suchst du am besten das Gespräch mit deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin. Diese 3 Anzeichen können auf eine restriktive Essstörung hindeuten:- Dein Kind nimmt nicht mehr zu oder verliert sogar Gewicht.
- Im Blutbild zeigt sich ein Nährstoffmangel, der nur über Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden kann.
- Der normale Alltag wird spürbar eingeschränkt, weil dein Kind zum Beispiel bei Freunden, auf Geburtstagsfeiern oder im Restaurant nichts isst.
Sonderfall Autismus: Kinder im Autismus-Spektrum haben oft ebenfalls eine sehr begrenzte Lebensmittelauswahl. Außerdem muss man für sie Gerichte oft genau gleich zubereiten und präsentieren.
Was sind die Ursachen für das wählerische Essverhalten - und lässt es sich vermeiden?
Picky Eating lässt sich leider nicht komplett vermeiden, auch wenn du dir noch so viel Mühe gibst. Allerdings wird auch nicht jedes Kind zum Picky Eater, denn jeder is(s)t anders. Auch Kinder, die in der Beikost total neugierig waren und Lebensmittel wie Oliven probiert haben, können zu wählerischen Essern werden.Picky Eating gehört zur Autonomie- und Trotzphase. Kinder wollen selbst entscheiden, haben aber manchmal gleichzeitig Angst vor Neuem. Essen ist da ein geschützter Bereich, in dem sie Kontrolle ausüben können. Manche Kinder sind auch nur phasenweise picky - zum Beispiel in Zeiten, in denen in ihrem Leben viel los ist. Ein Entwicklungsschub, ein Umzug, eine neue Betreuung oder der Urlaub mit vielen Eindrücken: In solchen Momenten suchen Kinder nach etwas Vertrautem - und das können sie in bekannten Speisen finden.
Auch die Gene spielen eine Rolle. Laut einer aktuellen Studie liegt der genetische Einfluss auf mäkeliges Essverhalten bei 46 bis 78 Prozent - je nachdem, wie alt das Kind ist. Dabei zeigt sich: Am Anfang prägt vor allem das persönliche Umfeld das Essverhalten, doch je älter das Kind wird, desto mehr bestimmen die Gene das Essverhalten.
Was heißt das für die Eltern von Picky Eatern? Wenn dein Kind besonders wählerisch beim Essen ist, liegt das nicht allein an der Erziehung. Ein Teil davon ist einfach Veranlagung. Aber die Studie zeigt auch, dass zu Beginn das Umfeld entscheidend ist, deshalb solltest du dir unbedingt meine Tipps zum Umgang mit Picky Eatern durchlesen.
Warum Kinder sonst noch beim Essen mäkeln:
- Grün als Gefahr
Grüne Lebensmittel werden oft abgelehnt, das ist ein angeborener Schutzmechanismus, der uns vor potenziell giftigen Pflanzen schützen soll. Bei Kindern ist dieser Instinkt noch stark ausgeprägt. Mehr darüber erfährst du in meinem Artikel Warum essen Kinder kein grünes Gemüse?. - Zu viele Berührungspunkte
Viele Kinder mögen es nicht, wenn sich verschiedene Lebensmittel auf dem Teller berühren. Menüteller mit Unterteilungen können dabei helfen, Lieblingsspeisen mit neuen Komponenten zu servieren. So kannst du weiter abwechslungsreich kochen. Und wenn dann nur die Kartoffeln gegessen werden? Auch okay. - Intensiver Geschmack oder starker Geruch
Kinder besitzen noch mehr Geschmacksnerven und nehmen Aromen intensiver wahr. Deshalb stören sie sich schneller an Zutaten wie Knoblauch, Zwiebeln oder würzigem Käse. Auch starke Gerüche, etwa von einem Räucherfisch, können abschrecken. Eine Abdeckhaube kann hier kleine Wunder bewirken. - Die falsche Konsistenz
Einige Kinder lieben es knackig, andere bevorzugen weiche Speisen. Eintöpfe sind weder das eine noch das andere - und deshalb oft unbeliebt. Besser sind Kombis wie Cracker mit Dip oder Kartoffel-Wedges mit Tomatensoße, um verschiedene Texturen nach und nach kennenzulernen. - Großes Chaos auf dem Teller
Ein überladener Teller kann Kinder schnell überfordern, weil sie nicht erkennen, was sie da vor sich haben. Deshalb gilt: Weniger ist mehr. Auch hier sind Menüteller praktisch, weil sie das Essen optisch ordnen.

Picky Eater am Tisch: 6 Tipps, wie du entspannt damit umgehst
- Vielfalt anbieten
Auch wenn dein Kind nur eine Handvoll Lieblingsessen hat: Biete weiterhin unterschiedliche Speisen an. Nicht jeder Tag ist gleich, und manchmal braucht man zehn Versuche oder mehr, bis ein neues Gericht akzeptiert wird. Koche nicht extra ganze Gerichte für dein Kind, aber serviere immer eine Kleinigkeit aus ihrer „sicheren Nahrungspalette”. - Keine falschen Glaubenssätze prägen
Wenn du mit deinem Kind über Essen sprichst, verzichte auf Sätze wie: „Du bist ein schlechter Esser” oder „Das magst du doch gar nicht” oder „Gemüse isst du ja eh nie”. Solche Aussagen können sich beim Kind als Glaubenssätze einprägen und ihr Verhalten unbewusst verstärken. - Essen spielerisch entdecken
Kinder brauchen Zeit, um Essen kennenzulernen. Lass sie Lebensmittel anfassen oder riechen. Eine bunte Rohkostplatte anrichten, gemeinsames Kochen, einen Topf Basilikum auf dem Balkon pflegen - all das schafft positive Verbindungen zu Nahrungsmitteln. - Snacks im Blick behalten
Hier ein Keks, da ein Quetschie, später ein Stück Obst - oft snacken Kinder über den Tag verteilt mehr, als uns bewusst ist. Das summiert sich und hat zur Folge, dass sie bei den Hauptmahlzeiten keinen Hunger haben. Achte deshalb auf regelmäßige Mahlzeiten und bewusst gesetzte Zeiten für Snacks. - Essen ohne Ablenkung
Schaffe einen ruhigen Rahmen Ablenkung, also ohne Tablet oder Spielzeug am Tisch. Wenn alle ausgeschlafen und nicht im Zeitdruck sind, fällt das bewusste Essen viel leichter. Auch Streitereien gehören nicht an den Esstisch. Sorge für eine positive Atmosphäre. - Niemanden zwingen
Bleib entspannt, auch wenn dein Kind das Essen mal wieder nicht anrührt. Auch auf den obligatorischen Probierlöffel solltest du verzichten. So erzeugst du nur Druck und erreichst eher das Gegenteil. Ich wiederhole mich, aber: Lieber immer wieder entspannt was Neues anbieten - und abwarten.
Kochen für wählerische Esser: Meine besten Picky Eater Rezepte
Du möchtest mehr Abwechslung auf den Tisch bringen, obwohl dein Kind ein sehr wählerischer Esser ist? Dann kann es hilfreich sein, das Gemüse oder Obst erstmal zu verstecken - in Soßen, Pfannkuchen oder Frikadellen. Das ist natürlich keine Dauerlösung, denn langfristig sollen Kinder selbst entdecken, dass ihnen Gemüse gut schmeckt. Und ganz wichtig: Ehrlichkeit geht vor. Wenn mein Sohn partout ein Problem mit Pilzen hat, landen die nicht heimlich im Waffelteig.Aber: Mach kein großes Thema daraus und probiere meine erprobten Rezepte zum Gemüse verstecken einfach mal aus:
- Frikadellen mit Gemüse
- einfache Rahmsoße (passt prima zu Schnitzel)
- Möhrensuppe
- Tomatensauce mit Gemüse
- Gemüsepfannkuchen
- Gemüseschmarrn
- selbstgemachter Erdbeerquark
Rezepte für Kinder
Rezepte für Kinder: große Sammlung einfacher Kindergerichte und gesunder Kinderrezepte mit Bild - inkl. Ideen für Allergiker & Kindergeburtstag
Rezepte für Kinder
Ein richtig guter Plan im Umgang mit Picky Eatern
Erstelle zusammen mit deinem Kind einen Wochenplan. Wenn Kinder bei der Auswahl der Gerichte mitreden dürfen, sind sie oft erstaunlich kompromissbereit.Die geliebten Pfannkuchen gibt’s donnerstags? Super. Dann ist auch Mamas Tomatensuppe am Montag okay, wenn sie zum Beispiel mit einem Baguette zum Reintunken serviert wird, weil Brot zur sicheren Lebensmittelgruppe des Picky Eaters gehört.
Viele meiner Leserinnen und Leser berichten mir, dass der Trick bei ihnen funktioniert hat. Ich zitiere einfach mal eine Nachricht: „Ich habe mit meinem Sohn dein Wochenplan-Kochbuch durchgeblättert. Er hat mit kleinen gelben Notizzetteln die Rezepte markiert, die ihm gefallen. Daraus haben wir dann einen Wochenplan gemacht. Und plötzlich isst er Sachen, die für ihn vorher immer ‚urgs‘ waren.”
Probier es doch auch mal aus, vielleicht klappt der Trick bei deinem Picky Eater auch.
Häufig gestellte Fragen zum Umgang mit Picky Eatern und meine alltagstauglichen Antworten
Ich möchte gesund und abwechslungsreich kochen, aber mein Sohn ist beim Essen sehr wählerisch und lehnt vieles ab.Koch ruhig so, wie du es magst - mit Gemüse und Abwechslung. Kombiniere neue Gerichte mit vertrauten Beilagen (z.B. bekannte Nudeln + neue Soße oder bekannter Reis + neues Curry). Auch Gerichte, die man sich nach dem Baukastenprinzip selbst zusammenstellen kann, helfen. Wenn dein Kind nur die Beilage essen möchte, dann ist das eben so und kein Drama. Biete Gemüse an, ohne Druck. Was du regelmäßig isst, probieren sie irgendwann auch.
Meine Kinder essen nur Karotten, Gurke und Mais. Reicht das?
Das ist schon eine gute Basis, die sie ausreichend versorgt. Solange sie regelmäßig essen, brauchst du dir keine Sorgen machen. Biete ohne Zwang weitere Gemüsesorten an, wie Paprika oder Mini-Tomaten auf einer Rohkostplatte mit Dip. Lass dein Kind auch mal selbst im Supermarkt ein Gemüse auswählen.
Wie kann ich neue Gerichte einführen, ohne dass gleich „Bäh” kommt?
Gib dem Essen einen coolen Namen! Aus Spinatnudeln wird zum Beispiel Popeyes Powerpasta, aus dem Kinder-Chili-Con-Carne wird zur Cowboypfanne. Das macht neugierig und sorgt dafür, dass dein Kind das Gericht mal probieren will.
Mein Kind mag kein gekochtes Gemüse. Was jetzt?
Gilt das für alle Sorten oder nur für bestimmte? Serviere das Gemüse mal einzeln, nicht als Mix. Vielleicht stört nur der Brokkoli im Kaisergemüse. Aus Erfahrung kann ich sagen: mit einer leckeren Soße, mit Käse überbacken oder paniert mögen Kinder Gemüse oft lieber. Bei meinen Söhnen und meiner Tochter kommen diese Gerichte immer super an: Gemüse mit Sauce Hollandaise, Omas Buttermöhren, Nudelauflauf mit Gemüse, panierter Blumenkohl aus der Heißluftfritteuse.
Was ich koche, schmeckt meinem Kind oft nicht - woran kann das liegen?
Verwendest du beim Kochen eine Zutat immer wieder? Achte mal darauf. Vielleicht liegt es an einem bestimmten Gewürz, das dein Kind nicht mag, wie getrockneter Oregano oder ein intensives Kräutersalz.
Hier gibt’s was auf die Ohren: Ich war zu Gast im babywelt Podcast
Im babywelt Podcast spreche ich über wählerisches Essverhalten bei Kindern - und verrate noch mehr Strategien, wie du entspannt mit einem Picky Eater am Familientisch umgehst. Reinhören lohnt sich!Artikel-Kategorietipps
Leserfeedback
Bewertung im Durchschnitt: 5.0 Sterne bei 1 BewertungenDeine Sterne-Bewertung (5 Sterne entspricht ‘sehr gut’):